Ein Vogel dreier Kontinente

Der Weißstorch stand auf der Liste der bedrohten Vogelarten bisher zweimal. Er war Vogel des Jahres 1984 und 1994, erwählt von den Naturschützern des Naturschutzbundes Deutschland, dem NABU. Verbunden war die Nominierung mit einem umfangreichen Lebensraumprogramm.

Name:

Weißstorch oder Adebar, lat. (Ciconia ciconia)

Kennzeichen:

etwa 100 cm groß, 3,5 kg schwer, Flügelspannweite bis zu 2 Meter, keine deutlichen Unterschiede der Geschlechter, spitzer Schnabel bis 20 cm, leuchtend rot wie die langen Beine, Gefieder weiß mit schwarzen Schwingen.

Das charakteristische Klappern ertönt bei der Begrüßung des Partners, aber auch zur Abwehr fremder Störche.

Futter:

Kleinsäuger, Regenwürmer, Insekten, kleine Fische

Nest (Horst):

auf Hausdächern, Bäumen, Masten und Felsen
Material: Äste, Durchmesser bis 2 Meter; Horste werden durch jährlichen Aufbau u.U. tonnenschwer.

Eier:

2 bis 5, sehr variabel, auch 7; beide Altstörche brüten

Nestzeit:

rund 55 - 60 Tage

Trennung:

von den Eltern nach 3 Monaten

Verbreitung:

Europa, Afrika und westliches Asien = in drei Kontinenten

Bestand:

Sehr starker Rückgang seit Beginn des 20. Jhrhs. Durch Förderprogramme zur Zeit zunehmende Anzahl der Brutpaare - stabile Population

Reisewege:

Unsere Vögel aus dem Breisgau gehören zu den Westziehern, d.h. sie fliegen südwärts über Frankreich nach Spanien und Portugal und weiter über Gibraltar nach Westafrika bis in das Nigerdelta. Tägliche Reiseleistung 150 bis 300 Kilometer! Sie sind Künstler im Segeln, nützen die Aufwinde und können so diese Distanzen überwinden. Sie vermeiden möglichst das aktive Schlagfliegen (wie bei Graugänsen). Die Jungvögel verlassen uns vor ihren Eltern.

Die mittel- und ostdeutschen Störche (ca. 75 % der Gesamtzahl, das sind bis zu 500.000 Vögel) benutzen die Ostroute über den Bosporus, die Türkei in den Nahen Osten und weiter durch den Sudan, Tansania und sogar bis nach Südafrika. Oft legen sie Strecken bis zu 10.000 Kilometer zurück.

Das Besondere: Unser Storch gilt in den islamischen Ländern als "Mekka-Pilger" und hat dadurch einen traditionellen Schutzstatus.

Im Frühjahr erscheinen unsere Vögel wieder bei uns und beginnen ein neues Storchenjahr.

Forscher des Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell und der Universität Konstanz haben herausgefunden, dass ältere Weißstörche schneller ans Ziel kommmen, da sie über die Jahre die günstigsten Flugrouten lernen. Zum Artikel des Max-Planck-Institut.

Erwachsen

sind die Vögel meistens nach zwei Jahren.

Gefährdung:

Lebensraumverlust durch Entwässerung von Grünland, intensive Landwirtschaft, elektrische Freileitungen und falsch konstruierte Strommasten = Stromtod, durch Dürre in den Überwinterungsgebieten und Rückgang der Futtertiere durch Pestizideinsatz; auch Bejagung spielt in manchen Gebieten eine Rolle.

Verwandte:

Der einziger europäische Verwandte ist der Schwarzstorch (Cigonia nigra), ein Vogel der Laub- und Mischwälder. Er meidet die Nähe des Menschen. Er baut verborgen auf hohen Bäumen seinen Horst. Er ist selten und etwas kleiner als sein weißer Bruder.

Im tropischen Afrika ist es der Nimmersatt (Mycteria ibis) und der Regenstorch (Ciconia abdimi), in Zentralasien am Aralsee der Turkestanstorch ( Ciconia ciconia asiatica). In Russland in Grenzgebiet zu China brütet der Schwarzschnabelstorch (Ciconia boyciana), der im Winter ins südöstliche China fliegt.