Eine Geschichte aus Stegen

Wie die Katze dem Storch das Fliegen beibrachte

Hier ist die Geschichte von der Katze, die dem jungen Stegener Strorch das Fliegen beibrachte. Es ist eine wahre Geschichte und die war so:
Am Samstag, den 21. Juni, Mittags um 2 Uhr, als wir gerade unseren Mittagsschlaf halten wollten, läutete das Telefon. Man sagte uns, dass einer der beiden jungen Störche vom Stegener Kirchturm ausgerissen und beim Versuch, auf einem Hausdach in der Großmatte zu landen, verunglückt sei. Er rutschte vom Dach herunter und fiel dem Anrufer, der gerade mit seinem Auto beschäftigt war, vor die Füße. Die Großmatte, das ist eine Gruppe von vier Häusern zwischen der Stegener Kirche und der Gehörlosenschule. Ich fuhr gleich mit dem Fahrrad hin und traf eine Familie mit zwei Kindern, die dem Storch zuschauten, wie er zwischen den Häusern herumspazierte. Eine Weile unterhielten wir uns: Na ja, laufen kann er ja, d. h. er kann nicht sehr schwer verletzt sein, und beim Kommandant der Feuerwehr haben wir auch schon angerufen, was denn da zu tun wäre, und der hat gemeint, Familie Stix sollte man mal fragen (der Kommandant ist Thomas Andris, er ist auch im Gemeinderat). Deshalb hatten sie bei uns angerufen. Natürlich wusste ich auch nicht, was man mit einem ausgerissenen Jungstorch macht. Aber das war auch gar nicht nötig. Denn plötzlich schoss der Storch, der eben hinter einer Hausecke verschwunden war, mit Karacho hervor, in wilder Jagd verfolgt von einer schwarzen Katze! Dabei schlug er wild mit den Flügeln, hob vom Boden ab, sauste an uns Zuschauern vorbei und entschwebte über die Hecke in die benachbarte Gehörlosenschule. Sofort kamen auch die beiden Altstörche vom Kirchturm herunter und nahmen ihren Jungen in die Mitte. Von oben hatten sie wohl schon besorgt zugeschaut. Eine halbe Stunde später sah ich den Jungstorch auf einem der Flachdach-Gebäude der Gehörlosenschule hin und her spazieren, und am Abend sahen wir, wie er sich auf dem flachen Kirchenanbau aufhielt. Dort übernachtete er und verbrachte auch den nächsten Vormittag. Am Abend war er wieder oben auf dem Turm bei seinem Bruder. Die beiden jungen Störche blieben danach noch 10 Tage ständig auf dem Turm und machten erst am 3. Juli einen gemeinsamen Ausflug. Daran sieht man, dass der erste Ausflug am 21. Juni viel zu früh war. Vielleicht hat der Junge beim Flügelschlagen zu übermütig herumgehampelt und ist dabei über den Rand des Nestes geraten. Auf dem Foto sind beide am Abend des 3. Juli nach der Rückkehr auf den Kirchturm zu sehen. Sie sind fast gleich groß wie die Alten, haben aber noch keinen roten Schnabel wie diese, sondern einen schwarzen.

Stegen, den 15. 7. 2014

Michael Stix